Susannchens kleine Impfkunde – Heute: Impfen und das Immunsystem
Heute geht es um die Auswirkungen des Impfens auf das Immunsystem und worin der Unterschied zum Durchmachen der „echten“ Krankheit besteht. Die Impfgegner sagen dazu sogar oft, Impfen mache das Immunsystem „kaputt“.
Wirklich? Nö.
Impfen nutzt das Immunsystem, und zwar genau so, wie es genutzt werden will.
Was ist das Immunsystem überhaupt? Es sitzt nirgendwo und überall, man kann es als solches nicht sehen, trotzdem ist es da. Es besteht aus einem komplexen Zusammenspiel von Organen, bestimmten Typen von Körperzellen (zum Beispiel den weißen Blutkörperchen) und auch freien chemischen körpereigenen Verbindungen. Vor allem ist es in hohem Maße lernfähig und flexibel. Eine Infektion mit Viren oder Bakterien veranlasst es zur Bildung von Antikörpern, die die Eindringlinge unschädlich machen. Die können dann beim nächsten Mal entweder direkt schützen oder -da der Bauplan bereits bekannt ist- sofort produziert werden.
Animation: Hier sieht man, wie eine Plasmazelle Antikörper (Immunglobuline) produziert.
Man erkennt bei den Antikörpern die typische, durch Molekülketten gebildete Y-Form.
Und nein, es ist KEIN Vorteil, wenn das Immunsystem gezwungen wird, ein volles Krankheitsbild zu bekämpfen. Man will doch wohl nicht wirklich einem hoch fiebernden, womöglich in Lebensgefahr schwebenden Patienten erzählen, der Vorteil sei jetzt aber, dass sein Immunsystem gestärkt werde? Ganz im Gegenteil. Mehrere unabhängig voneinander durchgeführte Studien haben gezeigt, dass z.B. eine Maserninfektion bis zu zehn Jahre lang die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen kann, und zwar bei allen Arten von Krankheitserregern. So kann nach einer Maserninfektion eines ungeimpften Kindes beispielsweise eine Keuchhusteninfektion im nächsten Jahr sehr kritisch verlaufen, weil das Immunsystem noch „auf dem Zahnfleisch geht“. Insofern ist von „Sekundärschäden“ durch Nichtimpfung auszugehen, durch Infektionstodesfälle, die nicht als durch Masern verursacht erfasst werden, aber letztlich kausale Folge eines durch vorher durchgemachte Masern geschwächten Immunsystems sind. [1]
Eine Impfung setzt einen Reiz, der gerade so stark ist, um im „Gedächtnis“ des Immunsystems Informationen über den Erreger und die nötigen Bekämpfungsstrategien zu speichern. Das genügt. Eine volle Infektion mit dem gesamten Krankheitsbild beansprucht das Immunsystem unvergleichbar mehr. Eine ganz einfache und logische Sache.
Ein Wort in diesem Zusammenhang zu der Sorge vieler Eltern (und den Vorwürfen der Impfgegnerschaft), dass die heutigen Mehrfachimpfungen das Immunsystem des Kindes „überfordern“ würden. Diese Sorge ist völlig unbegründet, auch bei den heutigen Mehrfachimpfstoffen.
Ein Säugling hat Millionen (!) Immunzellen in einem Milliliter (!) Blut. Das würde reichen, um mit 1000 Impfungen gleichzeitig fertig zu werden. Die Mehrfachimpfungen sind aus vielen Gründen sogar vorteilhaft gegenüber der früheren Einmalimpfung, so sind z.B. in einer Sechsfach-Impfung heute weniger Virusbestandteile (Antigene) enthalten als früher in einer Einmaldosis – Stichwort Fortschritt.
Dazu sagt der international anerkannte Immunologe Prof. Beda Stadler:
„Jeder von Ihnen, der eine Banane isst, löst mehr Immunreaktionen im Körper aus, als wenn er sich impfen lässt.“
Im Zusammenhang mit dem Thema Immunsystem hört man auch sehr oft, Kinderkrankheiten seien „natürlich“, sie brächten den Kindern einen „Reifeschub“.
Krankheiten, ausgerechnet auch noch Kinderkrankheiten, zu natürlichen und deshalb gar wünschenswerten Vorgängen zu erklären, ist ein Ausfluss eines falschen Begriffs von Natürlichkeit, einer romantischen Verklärung des Naturbegriffs, eines unterstellten „Wohlwollens“ der Natur dem Menschen gegenüber. Eigentlich sollte jedem klar sein, dass das ein Luftschloss ist.
Krankheiten sind auch keine „Gabe“ der Natur. Sie sind nicht dazu da, um uns damit „stärker zu machen“ oder „Kinder reifen zu lassen“, das ist grotesk. Bakterien greifen uns an, weil sie in unserem Körper gute Bedingungen für die eigene Vermehrung finden, leider auf Kosten unserer Gesundheit. Bei Viren ist das auch nicht groß anders, nur dass Viren keine Lebewesen, sondern Erbgutbruchstücke sind, die eine Wirtszelle für ihre „Arbeit“ missbrauchen. Beide fahren damit „nur“ ihr „Programm“ – und scheren sich dabei nicht um die Folgen für den Wirt bzw. den Überträger. DAS ist natürlich. Und nicht nützlich – jedenfalls nicht für uns.
Übrigens: Wer Kindern zu sogenannten „Masernpartys“ schickt und so was veranstaltet, macht sich nach deutschem Recht wegen Körperverletzung strafbar. Ärzte, die dazu raten, verlieren in der Regel ihre Approbation.
Hören wir mit dieser naiven und unüberlegten pseudoromantischen Verklärung des „Natürlichen“ auf. Seien wir froh über die Errungenschaft der Impfung, die die Kindersterblichkeit innerhalb von hundert Jahren um unfassbare Größenordnungen gesenkt hat.
TL;DR, „too long; didn’t read“
Das Immunsystem wird durch Impfungen perfekt stimuliert und nicht geschwächt wie bei einer echten Krankheit. Die Immunisierung kann sogar besser und nachhaltiger sein als durch eine Erkrankung. Keine Impfung „überfordert“ das Immunsystem, auch keine Mehrfachimpfung. Nur weil Kinderkrankheiten „natürlich“ sind, sind sie nicht auch nützlich.
[1] http://science.sciencemag.org/content/348/6235/694
Zum Weiterlesen: Susannchens vertiefende Artikel zum Thema Immunsystem.
In der nächsten Folge erfahren wir mehr über „Schadstoffe“ in Impfungen und die „böse Phamaindustrie“.
Bisher erschienen in unserer kleinen Serie:
Folge 1 – Impfen nützt!
Video-/Bildnachweis: Fotolia / Refutations to anti-vaccine memes
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