Susannchens kleine Impfkunde – Heute: Impfen nützt!
Am Thema Impfen kommen Familien mit Kindern nun mal nicht vorbei. Es ist angesichts steigender Infektions- und teilweise sinkender Durchimpfungsraten sehr aktuell. So haben unter anderem die Überlegungen des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts zum Thema „Impfpflicht oder nicht“ eine lebhafte Diskussion ausgelöst. Grund genug, beim Susannchen in einer kleinen Artikelserie über einige Grundlagen und vor allem über gängige Irrtümer zum Thema Impfen zu informieren.
Heute beginnen wir mit einer klaren Aussage, die wir in dieser kleinen Reihe im Einzelnen begründen wollen:
Impfen nützt! Impfen ist die wohl erfolgreichste medizinische Methode aller Zeiten!
Infektionskrankheiten waren seit jeher eine Geißel der Menschheit und bis zur Einführung der systematischen Flächenimpfungen die Hauptursache für die enorm hohe Kindersterblichkeit. Nun wird oft abgestritten, dass dafür die Impfungen verantwortlich waren, man verweist gern auf verbesserte Hygiene und zunehmend bessere Ernährung. Sicher gibt es einen Einfluss der äußeren Lebensumstände wie Sauberkeit, Allgemein- und Ernährungszustand auf das allgemeine Infektions- und Verlaufsrisiko, aber in Mitteleuropa sind damit die Infektionsfälle der letzten Jahre nicht annähernd erklärbar. Der Nutzen der Impfung kann einfach nicht in Zweifel gezogen werden.
Definitionsgemäß ist Impfen Vorbeugung (Prophylaxe) gegen Infektionskrankheiten, die durch Bakterien oder durch Viren ausgelöst werden.
Ja, es gibt (leider) genug Krankheiten, gegen die (noch) nicht geimpft werden kann. Einige Erreger, Viren wie Bakterien, entziehen sich bislang einer Bekämpfung durch Impfungen. Aber es wird ständig weiter geforscht und gerade auf dem Gebiet der Immunologie gibt es ständige Fortschritte und Erfolge. So ist der beinahe gewonnene Kampf um einen Impfstoff gegen das HI-Virus (den AIDS-Erreger) wohl jedem geläufig. Noch vor 30 Jahren steckte die Impfung gegen Keuchhusten noch in den Kinderschuhen und war nicht empfohlen. Heute ist sie Standard. Man nennt das wissenschaftlichen Fortschritt.
Ja, es gibt Infektionskrankheiten, deren Ausbreitung durch Hygienemängel begünstigt wird. Pest beispielsweise, wird bekanntlich durch Flöhe übertragen, die durch Ratten einwandern. Cholera wird in der Regel durch verunreinigtes Trinkwasser verbreitet. Das sind bakterielle Infektionen, die einen ganz anderen Mechanismus bei der Übertragung und Ansteckung zeigen als die viel, viel kleineren Viren.
Bakterien brauchen ein Milieu, in dem sie sich als selbständige organische Lebewesen vermehren können. Das geschieht außerhalb des menschlichen Körpers, aber nach einer Infektion eben auch innerhalb. Durch diese Vermehrung und die dabei freiwerdenden Stoffe wird man „krank“. Bakterien sind Lebewesen, die wir mit Antibiotika „vergiften“.
Viren vermehren sich nicht selbständig, z.B. durch Zellteilung, sondern „missbrauchen“ dafür die Körperzellen ihres Trägers. Eine bakterielle Infektion ähnelt eher einer Vergiftung, ein viraler Infekt eher einer „Umprogrammierung“ der Körperzellen.
Viren sind keine Lebewesen, sie sind kleine Stücke „Information“, die unseren Körperzellen ihre Erbinformation sozusagen aufzwingen und sie damit verändern bzw. zerstören. Sie brauchen kein besonderes Milieu, keinen tierischen oder parasitären Zwischenträger, weder Ratten noch Läuse noch dreckiges Wasser. Sie können sich deshalb anders als Bakterien nicht gemütlich irgendwo niederlassen und darauf warten, dass jemand vorbeikommt und sich mit ihnen infiziert. Viren sind auf die lückenlose Übertragung von (ungeschütztem) Wirt zu (ungeschütztem) Wirt angewiesen. Der Wirt ist einfach der Nachbar, der sich z.B. ein Virus auf einer Auslandsreise, einfängt. Und ihn in der heimatlichen Umgebung ausbreitet, sofern es dort keinen Herdenschutz gibt (darauf kommen wir noch ausführlich in einem Folgebeitrag zurück).
Impfen nützt, weil es den Körper veranlasst, sich durch die Bildung von Antikörpern auf eine mögliche Infektion „vorzubereiten“ und dadurch weitaus besser mit dem Eindringen von Infektionserregern fertig zu werden, bevor sie ihr eigentliches Zerstörungswerk so richtig anfangen können. Impfen ist nicht nur eine der am besten erforschten medizinischen Maßnahmen, sondern wohl auch die erfolgreichste überhaupt. Leider ist genau der Beweis für diesen Erfolg, nämlich die Tatsache, dass man heute mit den impffähigen Krankheiten fast gar nicht mehr konfrontiert wird, einer der Gründe, weshalb viele Menschen meinen, Impfen sei eh überflüssig oder würde einer Abwägung von Nutzen und Risiken nicht standhalten.
Diese Alltagswahrnehmung wird durch die nun fast hundert Jahre lang geführten Statistiken über die Fallzahlen impfpräventabler Krankheiten eindeutig bestätigt. Die Kurven zeigen einen starken Abfall der Krankheitszahlen immer dort und dann, wenn mit Flächenimpfprogrammen begonnen wurde. Mehr Menschenleben als die Impfung dürfte wohl keine medizinische Maßnahme gerettet haben.
TL;DR, „too long; didn’t read“
Bakterielle Infektionen kann man sich überall „einfangen“, wo es den Bakterien gefallen hat, sich anzusiedeln und sich zu vermehren. Viren sind darauf angewiesen, sich in ununterbrochener Kette zwischen nicht geschützten (menschlichen) Wirten auszubreiten, denn eine Vermehrung ist ihnen außerhalb des Wirtskörpers nicht möglich. Impfen verhindert für viele -nicht alle- Krankheiten, dass sich durch bakterielle oder virale Infektionen ein massives Krankheitsgeschehen entwickelt. Impfen ist die erfolgreichste medizinische Maßnahme aller Zeiten.
Beim nächsten Mal erfahren wir mehr zum Thema Impfung und Immunsystem.
Bildnachweise: Fotolia / Refutations to anti-vaccine memes
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