Silvester – nicht alle freuen sich!
Zusammenfassung
Pseudomedizin wie Homöopathie, Schüßler-Salze und Bach-Blüten bei Silvesterangst unserer tierischen Freunde? Hilft garantiert nicht, was auch eine gut gemachte Studie zur Homöopathie belegt.
Liebe Tierfreundinnen und Tiefreunde,
wir möchten heute noch einmal daran erinnern, dass das alljährliche Silvesterfeuerwerk, besonders dessen laut knallende Anteile (die gefühlt jedes Jahr zunehmen), für unsere Haustiere einen riesengroßen, kaum zu überschätzenden Stress darstellen kann. Jedem aufmerksamen Tierhalter ist das natürlich klar, und jeder möchte das Richtige tun, um es seinem tierischen Hausgenossen so leicht wie möglich zu machen.
Man mag es kaum glauben – aber selbst hier wird für Pseudomedizin geworben.
Ein Aufruf bei Google mit „Silvester Homöopathie Tiere“ lässt erschrecken. Gleich zu Anfang liest man Sätze wie „Silvesterangst bei Tieren – Homöopathie kann helfen!“ oder „Hunde und Silvester: Angst vor Knallern homöopathisch behandeln“ oder auch „Silvester mit Katze: Panik muss nicht sein“ (letzteres ein Angebot für Bachblütenpräparate…). Treffer bei Google: Sechsstellig…
Wir glauben, dass wir hier nicht groß darlegen müssen, was für ein verblendeter Unsinn hier sogar auf Webseiten von Tierarztpraxen verbreitet wird. Nur eine kleine Auswahl zur Erinnerung:
- Tierhomöopathie nach Hahnemanns Grundsätzen gibt es nicht.
- Situative Angst ist keine Krankheit.
- Vorbeugung (Prophylaxe), worauf die meisten der pseudomedizinischen Angebote beruhen, existiert in der Homöopathie nicht.
- Homöopathie ist per se unwirksam, gleiches gilt für Bachblüten, Schüssler-Salze und Co..
Es wird Sie allerdings vielleicht interessieren, dass es zur Linderung von Angst bei Tieren durch Feuerwerk mit homöopathischen Mitteln sogar eine Studie aus dem Jahr 2008 gibt. Eine, das muss man sagen, sogar recht gut gemachte. Es soll hier die Anmerkung genügen, dass man den Tierhalten noch einiges an Verhaltensregeln mit auf den Weg gab. Teilweise zwar Selbstverständliches, aber damit sollte immerhin gesichert werden, dass die Begleitumstände der homöopathischen Mittelgabe bei allen Probanden einigermaßen gleich sein sollten. Insgesamt nahmen 75 Tiere und ihre Halter teil, daraus wurde eine Behandlungs- (Verum-) Gruppe und eine Kontroll- (Placebo-) Gruppe gebildet. So weit, so gut.
Und das Ergebnis? Nun, es wurde nach einem umfangreichen Kriterienkatalog der Effekt gemessen. In der Homöopathiegruppe zeigten 71 % eine Verbesserung in allen 15 Kriterien. 25 der 35 Hundehalter stellten auch „insgesamt“ – also auf einer kriterienfreien Basis – fest, die Silvesterfurcht bei ihrem Tier habe sich gebessert. 9 Besitzer bemerkten keine Veränderung, bei einem Tier kam es nach Einschätzung des Halters eher zu einer Verschlechterung.
Wahnsinn. Toll. Jubel. Homöopathie -sie lebe hoch!
Wirklich?
Ein klitzekleiner Wermutstropfen war aber doch dabei. Leider wies die mit Placebo versorgte Kontrollgruppe im Wesentlichen das gleiche Ergebnis auf! Kleinere Abweichungen lagen innerhalb der erwartbaren Streubreite aufgrund nicht vermeidbarer individueller Unterschiede der Probanden. Aus statistischer Sicht waren die Ergebnisse praktisch identisch. Peinlich für die Homöopathie – mal wieder. Denn wird ein für wirksam gehaltenes Mittel gegen Placebo getestet und es zeigt sich kein Unterschied zu Placebo, dann ist das Mittel – durchgefallen.
Woraus wir zunächst einmal mitnehmen: Gut gemachte Studien können interessante Ergebnisse hervorbringen. Nur nicht für die Homöopathie.
Und sonst? Sie werden es längst realisiert haben: Die sicher erfreuliche Verringerung der Silvesterangst bei den Tieren war schlicht und einfach der persönlichen Zuwendung und Aufmerksamkeit durch die Tierhalter zu verdanken. Gehen Sie also den Anbietern von wirkungslosem Unsinn auch im Interesse Ihrer tierischen Freunde bitte nicht auf den Leim!
Und genau um das, um freundliche Zuwendung zu Hund und Katz und auch alle anderen tierischen Freunde während der Silvesterknallerei, bitten wir Sie herzlich – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Vielleicht nehmen Sie das Tier mit in einen Innenraum wie die Diele und beschäftigen es ein wenig, das wäre schon eine große Hilfe. Verzichten Sie darauf, Ihr Tier mit nach draußen zu nehmen, schon wegen der am Boden geballten Pulvergase. Werden Sie nicht ungeduldig mit Ihrem Freund und denken Sie daran, dass auch schon vor (und leider auch nach) der Silvesternacht herumgeknallt wird – was beim Gassigehen auch schon mal zum Problem werden kann. Also lieber stets anleinen in diesen Tagen.
Guten Rutsch für Groß und Klein, für Zweibeiner und für Vierbeiner!
Ihr Susannchen-Team
Wenn Sie sich näher über die englische Homöopathie-Studie informieren möchten, empfehlen wir Ihnen diesen Beitrag auf dem Blog „Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie“.
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(2) Bild von Gisela Merkuur auf Pixabay
(3) Eigenes Meme