Kleiner Nachschlag zum Impfthema
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Eltern,
zunächst einmal einen ganz herzlichen Dank für das große Interesse an den Artikeln bei Susannchens kleiner Impfkunde. Es haben uns auch Zuschriften erreicht, die uns zeigen, dass wir durchaus dazu beigetragen konnten, Eltern Zweifel und Unsicherheiten zu nehmen. Das freut uns natürlich ganz besonders.
Heute möchten wir anhand von drei Meldungen aus der Fachpresse, dem Netz und auch aus der Impfgegnerszene noch einmal die Wichtigkeit des Impfthemas unterstreichen.
Das British Medical Journal (BMJ 2017; 359: j4803) berichtet in seinen aktuellen News:
„Dem Ziel, die Masern in Europa zu eliminieren, wurde in der letzten Woche ein harter Schlag versetzt, nachdem neue Daten gezeigt haben, wie sich Ausbrüche der Krankheit über den Kontinent weiter ausbreiten.
Zwischen Januar 2016 und Oktober 2017 wurden in der Europäischen Union fast 19.000 Fälle von Masern gemeldet, darunter 44 Todesfälle; Daten, die vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten erhoben wurden.
Die neuen Zahlen wurden veröffentlicht, als das Zentrum seine Initiativen intensivierte, um auf den Anstieg der sogenannten „Impfmüdigkeit“ in Europa zu reagieren. Andrea Ammon, Direktorin des Zentrums, sagte im Gespräch mit dem BMJ, dass Regierungen und Ärzte sich mit den Eltern über Sicherheitsbedenken unterhalten müssten. […] ‚Die Sicherheit ist der wichtigste Faktor bei der Entscheidung, ob geimpft werden soll oder nicht‘, sagt Ammon.“
19.000 Masernfälle – damit wurde das für Ende 2015 projektierte Ziel einer vollständigen Ausrottung der Masern in Europa deutlich verfehlt. Wir stimmen Frau Ammon darin zu, dass der zentrale Punkt für Bedenken und Zweifel in Sachen Impfung die Impfsicherheit, anders herum, das befürchtete Impfrisiko ist – dies ist ja auch der Punkt, an dem die Impfgegner mit ihrer Propaganda ansetzen. Perfiderweise genau der wunde Punkt bei Eltern, die wirklich nur das Beste für ihr Kind wollen, keine Frage. Susannchens kleine Impfkunde ist ja hierauf in den Beiträgen „Zusatzstoffe und das liebe Geld“ und „Impfschäden und Risiken“ auch eingegangen. Hier hilft nur umfassende Information, um der Gräuelpropaganda (ja, das ist sie teilweise) den Wind aus den Segeln zu nehmen. Helfen Sie dabei mit, wenn sich in Ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis solche Unsicherheiten zeigen! Ein Hinweis auf Susannchens Webseite kann nicht schaden.
Zum Weiterlesen ein Bericht des österreichischen Kurier zur Lage in Rumänien und dem Kosovo.
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Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in ihrem gestrigen (21.10.2017) Videopodcast dankenswerterweise zum Impfen aufgerufen. Sie hat zwar dabei den Weltpoliotag am 28.10.2017 im Auge, ihre Aussagen gelten aber natürlich genauso auch für die anderen impfpräventablen Krankheiten. Die Masern spricht die Kanzlerin zudem auch direkt an. Direkt unter diesem Link zum Anschauen und -hören.
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Abschließend bleibt uns, auf eine besonders widerwärtige Geschichte aus der Impfgegnerszene hinzuweisen. Aktivitäten gibt es ja nun leider wirklich genug, aber das hier ist schon herausragend.
Auf einer neuen Webseite wird eine Onlinekonferenz mit dem Titel „Die Impfentscheidung – Pro und Contra“ angekündigt, für die man sich registrieren lassen kann. Mit der Ankündigung „Erfahre beim Onlinekongress „Die Impfentscheidung“ vom 21. bis 28.November von 20 Experten alles was Du wissen musst, um eine ganz persönliche und individuelle Impfentscheidung treffen zu können!“ Den Link hier wiederzugeben, darauf verzichten wir, denn wir möchten der Seite nicht auch noch Traffic verschaffen – und würden auch Sie bitten, dies nicht zu tun.
Wie schlimm diese Geschichte ist, lässt sich an einem „eBook“ ablesen, das als „Begleitmaterial“ zu dieser „Konferenz“ fungiert. Unter dem Titel „Mumps, Masern & Co. – Krankheiten, Symptome, Komplikationen und Behandlungsmöglichkeiten im Überblick“. Dort geht auch wieder einmal die Impfgegnerschaft eine Allianz mit der Homöopathie ein, das ist leider häufig zu beobachten, denn die Homöopathen propagieren lieber ihre eigenen wirkungslosen „Nosoden“. Hier ein sehr bemerkenswerter Beitrag über „homöopathische Impfpropaganda“ auf dem Blog von Prof. Edzard Ernst (englisch).
Für eine recht lange Reihe impfpräventabler Krankheiten werden in diesem „eBook“ jeweils Ursache, Komplikationen, „Schulmedizinische“ Behandlung, „Alternative“ Behandlung und -natürlich, das ist der offensichtliche Schwerpunkt- „Mögliche Nebenwirkungen der Impfung“ aufgeführt.
Ein höchst perfides Machwerk – denn dort werden durchaus zutreffende Informationen, meist zum Krankheitsbild und zu Komplikationen (darin aber auch Falsches, wie die Absolutaussage „Fieber niemals senken“) so mit Impfgegner“argumenten“ vermischt, dass dem unvoreingenommenen -oder auch eben voreingenommenen- Leser suggeriert wird, das größere Übel sei nun mal die Impfung. Man spürt nicht nur die Absicht, man kann sie mit Händen greifen, und man ist nicht nur verstimmt, sondern entsetzt.
Die Impfnebenwirkungen -bei denen auch nicht zwischen Nebenwirkungen und wirklichen Impfrisiken differenziert wird- sind derart dramatisch undifferenziert aufgezählt, dass sich niemand, der nicht gut vorinformiert ist, so schnell ihrem Eindruck entziehen kann. Selbstverständlich ist von Risikohäufigkeiten, zumal in Relation zu Krankheitsfolgen, nirgendwo die Rede – auf diese Weise kann man auch Trinkwasser für hochgiftig erklären, weil Arsen darin enthalten ist. Im Grunde die gleiche Methode der Panikmache, die auch bei den meisten der ständigen Gift-, Krebs- und sonstigen Alarme dahintersteht.
Im Quellenverzeichnis wird dann völlig schamlos das Robert-Koch-Institut neben Publikationen wie Zentrum der Gesundheit, impfschaden.info und gar den „Beipackzetteln aller aufgeführten Impfungen“ genannt. Von Beipackzetteln die angegebenen Risiken abschreiben – nicht einmal vollständig, denn die relativen Häufigkeiten sind dort durchaus angegeben. Primitiv und perfide zugleich. Über die „alternativen“, insbesondere die homöopathischen Behandlungsempfehlungen, die dort für jede Krankheit (bis auf Polio) gegeben werden, brauchen wir hier im Detail wohl nichts weiter zu sagen. Trotzdem eine kleine Kostprobe? Für Tetanus (Wundstarrkrampf) wird „alternativ“ eine „homöopatische akute Impfung“ und Aconitum Napellus C30, also Blauer Eisenhut (hochgiftig) in einer Verdünnung, die der Auflösung eines Zuckerwürfels in einem Wasservolumen von 1.000 Erdkugeln entspricht, empfohlen. Also keine Angst vor dem Gift des Eisenhuts! Bei einer diagnostizierten Tetanie dürfte diese Behandlung jedoch mit einiger Sicherheit nichts anderes bedeuten als ein Todesurteil.
Diese Geschichte zeigt einmal mehr, dass es eine organisierte Impfgegnerszene gibt, gar unter Beteiligung von Ärzten, die ihre Impfgegnerschaft unter dem durchsichtigen Mantel der Beratung zur „eigenverantwortlichen Impfentscheidung“ tarnen. Warum diese Leute das tun – fragen Sie uns nicht. Dazu können wir nur auf unsere Ausführungen im letzten Teil von Susannchens kleiner Impfkunde verweisen.
Warum wir das hier anführen? Weil wir Sie dringend darum bitten möchten, auf eine solche Propaganda nicht hereinzufallen – Sie wissen als Leserin und Leser von Susannchens Webseite genug, um die -böse- Absicht hinter solchen Aktionen erkennen zu können. Und wenn Sie das auch in Ihrem Umkreis weitergeben können, dann wäre schon sehr viel geholfen. Folgen Sie bitte auch den Links in diesem Beitrag, die viele weiterführende Informationen für Sie bereithalten.
Ihr Susannchen-Team
PS Demnächst gibt es auch einmal wieder weniger ernste Themen – und kürzere Beiträge. Versprochen.
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