Akupunktur – die Story (III)
Liebe Leserinnen und Leser,
unsere Recherchen zum Akupunktur-Thema veranlassen uns, heute einen dritten Teil unserer Miniserie erscheinen zu lassen. Wir wussten natürlich, dass es so etwas gibt, aber dass es so verbreitet ist und beworben wird, hat uns letztlich doch überrascht: Wir sprechen von Akupunktur für Tiere. Da dem Team bekanntlich auch das Wohl unserer vierbeinigen und gefiederten Freunde am Herzen liegt, wollen wir dazu noch ein paar Worte verlieren.
Google erbringt für den deutschsprachigen Raum sage und schreibe rund 38.200 Treffer für den Suchbegriff Tierakupunktur (abgerufen am 15.12.2017). Dabei finden sich zahlreiche Anbieter ebenso wie etliche „Schulen“, die den Anspruch erheben, Tierakupunktur zu „lehren“. Darunter Heilpraktikerschulen, auch solche, die sich in den Medien gelegentlich als hochseriöse, rein evidenzbasierte Institute inszeniert haben. Was ist dazu zu sagen?
Wir haben in den ersten beiden Teilen erfahren, dass physiologische Ursache-Wirkungs-Beziehungen bei der Akupunktur nach aktueller Erkenntnis ausscheiden (sowohl die gate control theory als auch die Spekulation auf gezielte Stimulation der Ausschüttung von Neurotransmittern) und sie deshalb eine Scheintherapie ohne spezifische Wirkung ist. Auch der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geht bei seiner Zulassung der Akupunktur für einige wenige Indikationen hiervon aus. Angenommen werden kann eine über Placebo hinausgehende unspezifische Wirkung, die auf dem suggestiv-hypnotischen Einfluss des Akupunktur-Settings beruht.
Akzeptieren wir dies, müssen wir uns die Frage stellen, ob unsere tierischen Freunde über eine psychische Sensorik verfügen, die eine vergleichbare Wirkung erwarten lässt. Die Antwort lautet nach unserer -und nicht nur nach unserer- Ansicht: Nein. Tiere können die Erwartungshaltung, mit der ein positiv eingestimmter menschlicher Patient in ein aufwendiges Behandlungssetting geht, nicht entwickeln. Das sollte allein dem berühmten gesunden Menschenverstand einleuchten. Die Tiere „wissen“ nichts über die Akupunktur, sie können keine „positive Erwartung“ entwickeln. Im günstigsten Falle können sie -wie der Pawlowsche Hund– konditioniert werden, man kann ihnen also „beibringen“, mit der Zeit auf die Nadelreize oder auch nur auf den Anblick der Nadeln in bestimmter Weise zu reagieren. Mehr nicht. Was mit der Linderung von Schmerzen oder Beschwerden natürlich nichts zu tun hat. Wo soll da eine „Behandlungsmöglichkeit“ sein?
Und die Verfechter der (irrealen) Meridian- und Punktelehren -und das ist wohl doch die überwiegende Zahl der Therapeuten- mögen sich einmal fragen, woher sie denn Meridiane und Nadelungspunkte bei Tieren kennen wollen, in Anbetracht dessen, dass sich Anatomie, Physiologie, Pathologie und Ätiologie der Tiere von denen des Menschen meist gravierend unterscheiden, ja, selbst zwischen den Tierrassen? (Was übrigens auch für die „Arzneimittelfindung“ bei der Tier-Homöopathie ein unüberwindliches Hindernis darstellt, wie wir schon einmal erklärt haben.) Davon, dass es gar keine nachweisbaren, geschweige denn einheitliche „Meridiane“ und „Punkte“ gibt, ganz zu schweigen.
Tiere mit Nadeln sinnlos zu quälen, sie unter Umständen damit auf „Wohlverhalten“ zu konditionieren und aus diesem veränderten Verhalten dann womöglich darauf zu schließen, die Akupunktur habe bei dem Tier „gewirkt“, ist in unseren Augen inakzeptabel. Ganz abgesehen davon, dass Krankheiten niemals auf diese Weise vernünftig behandelt werden können. Allein das Vorenthalten einer sinnvollen und wirksamen Tiermedizin ist Tierquälerei – und ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Wir möchten deshalb an Sie appellieren, gar nicht erst auf den Gedanken zu kommen, ihren Liebling solchem sinnlosen tierquälerischen Unsinn auszusetzen. Und wenn Sie einmal davon hören, dass in Ihrem Bekanntenkreis jemand mit diesem Gedanken umgeht, dann widersprechen Sie – und weisen am besten auf unsere Artikel zur Akupunktur hin.
Zum Schluss unserer Miniserie sei uns noch die Anmerkung erlaubt, dass Kinder in aller Regel ebensowenig eine psychische Disposition, eine „innere Bereitschaft“ für das Akupunktur-Setting entwickeln (können) und deshalb eine solche Behandlung für sie durchweg ebenfalls sinnlos bis quälend sein wird. Unsere -differenzierte- Haltung dazu, wenn Erwachsene meinen, Akupunktur sei für sie persönlich gut (und die Kasse zahlt es ja) haben wir am Schluss des zweiten Teils dargelegt. Bitte beziehen Sie das nicht auf Ihre Kinder.
Wir hoffen, Sie über dieses immer noch kontrovers behandelte Thema ein wenig grundlegend informiert zu haben und wünschen Ihnen und heute auch ganz besonders Ihren tierischen Hausgenossen wie immer Gesundheit!
Das Susannchen-Team
In dieser Miniserie erschienen:
Teil I – Grundlegendes und Historisches
Teil II – Wissenschaftliche Beurteilung
Bildnachweis:
Fotolia_145992448 und 107119377
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