Vitamin D – Sonnenvitamin mit Schattenseiten

Vitamin D ist in aller Munde. Kaum ein Nahrungsergänzungsmittel wird so häufig empfohlen, gekauft und geschluckt wie das „Sonnenvitamin“. Es soll das Immunsystem stärken, vor Krebs schützen, Depressionen lindern und überhaupt fast alles besser machen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch.
🧪 Was sagt die Wissenschaft?
Eine aktuelle Analyse auf Medscape bringt Licht ins Dunkel:
- Vitamin D wird systematisch überschätzt. Die Studienlage ist widersprüchlich, viele Effekte sind nicht eindeutig belegt.
- Hochdosierung kann gefährlich sein. Zu viel Vitamin D kann zu Kalziumüberschuss führen – mit manchmal erheblichen Folgen wie Nierensteinen, Herzrhythmusstörungen oder sogar Organschäden.
- Viele Menschen brauchen gar keine Ergänzung. Wer sich regelmäßig draußen aufhält und sich ausgewogen ernährt, hat meist keinen Mangel.
- Ein Mangel sollte medizinisch abgeklärt werden. Statt blind zu supplementieren, ist ein Bluttest beim Arzt sinnvoll – und nicht der Griff zur Großpackung aus dem Drogeriemarkt.
🧠 Warum der Hype?
Vitamin D ist ein Paradebeispiel für ein „gesundes Image“ mit fragwürdiger Substanz. Die Werbung verspricht viel, die Realität ist komplexer. Und: Ein Mangel wird oft überdiagnostiziert – mit fragwürdigen Referenzwerten und ohne klare Symptome.
🧒 Was bedeutet das für Familien?
Kinder brauchen keine Vitamin-D-Tabletten auf Verdacht. In den ersten Lebensmonaten kann eine gezielte Gabe sinnvoll sein – aber danach gilt: raus an die frische Luft, spielen, bewegen, und sich nicht verrückt machen lassen. Denn: Sonne auf der Haut ist besser als Pillen im Bauch.
🧒Und wie ist das genau mit den Säuglingen?
Säuglinge können ihren Bedarf an Vitamin D weder durch die Ernährung noch durch endogene Synthese (also die körpereigene Funktion, die unter Sonnenlicht das Vitamin bildet) decken, da sie im ersten Lebensjahr gar keiner direkten Sonne ausgesetzt werden sollen. Deshalb wird ab der zweiten Lebenswoche die Zufuhr von 400 bis 500 IE Cholecalciferol täglich empfohlen – die sogenannte „Rachitisprophylaxe“.
Vitamin D soll nach den Leitlinienempfehlungen bis zum zweiten erlebten Sommer supplementiert werden. Herbst- und Winterkinder ergänzen also anderthalb Jahre, während Frühlingskinder nach einem Jahr in den Sommermonaten selbst genügend Vitamin D herstellen. Hierfür genügen täglich zehn bis fünfzehn Minuten Sonnenlicht auf Gesicht und unbedeckte Arme. Besprecht euch mit eurem Kinderarzt / eurer Kinderärztin! Überdosierung ist auf jeden Fall zu vermeiden, die kann im Säuglingsalter sehr unangenehm werden.
Aber bloß keinen Sonnenbrand riskieren!
