Homöopathische Vorbeug … äh, was??
Zusammenfassung
Homöopathische Vorbeugung - kann es das überhaupt geben? Und warum nicht?
Es scheint durchaus nicht ungewöhnlich zu sein, dass Homöopathie auch als hoch wirksame Vorbeugung gegen so manches Krankheitsbild angeboten wird. Was bekanntlich in Homöopathie als „Impfersatz“ gipfelt … Wie verhält es sich damit?
Susannchen und Max haben darüber nachgedacht. Und sind schnell dahintergekommen, dass dies mit dem besonderen Verhältnis von „gesund“ und „krank“ in Hahnemanns Gedankengebäude zu tun hat.
„Krank“ ist jemand, bei dem Symptome zeigen, dass seine „geistige Lebenskraft verstimmt ist“. Ursache der Krankheit? Egal. Was für eine Krankheit? Dafür hat Hahnemann allein den Begriff der „Verstimmung der geistigen Lebenskraft“, sieht hier also immer nur etwas Individuelles – typisierte Krankheiten und Bezeichnungen dafür gibt es nicht in Hahnemanns Lehre. Weshalb es ja auch aus homöopathischer Sicht Unsinn ist, dass in der Apotheke bestimmte Homöopathika für bestimmte Beschwerden verkauft werden
„Gesund“ ist eben, wer nicht in diesem Sinne krank ist. Fertig. Entweder, oder!
Jetzt kommts: Beim „Kranken“ wirkt ein Mittel „heilend“, das beim Gesunden – wenn er es einnimmt – die Symptome verursacht, die es beim Kranken „heilt“. Und auf welche Weise? Das Mittel löst beim Kranken eine seinen Symptomen „ähnliche“ Kunstkrankheit aus, die komischerweise weniger Symptome macht als die zu behandelnde Krankheit, aber trotzdem irgendwie „stärker“ sein soll. Und nun?
Naja, das funktioniert (natürlich nicht) nur, wenn man eine ganz wichtige Zusatzannahme Hahnemanns kennt: die ist nämlich, dass ein Körper niemals zwei ähnliche Krankheiten gleichzeitig haben kann und die eine (die Kunstkrankheit) die andere (das Original) beim Abheilen „mitnehmen“ oder verdrängen wird.
Oh Mann … Das ist der „Wirkungsmechanismus“ der Homöopathie, so wie Hahnemann ihn sich vorgestellt hat. Echt!
Es gibt also irgendwo immer einen Punkt, wo „gesund“ in „krank“ umschlägt, bei dem nach homöopathischer Lehre eine „Wirkungsumkehr“ des Homöopathikums eintritt.
Hallo, seid ihr noch da? Keine Angst, wir sind gleich durch …
Hahnemann braucht für seine Thesen eben „beide Seiten“ – nimmt ein „Gesunder“ ein Mittel, dann ist das eine „homöopathische Arzneimittelprüfung“, bei der man die auftretenden Symptome beobachtet, wogegen die gleiche Substanz beim „Kranken“ kurierend wirken würde, die „Symptome hinwegnimmt“.
Also – entweder, oder! Entweder homöopathische Arzneimittelprüfung am Gesunden mit Auslösen von Symptomen oder Behandlung von Kranken. „Dazwischen“ gibts nichts. Eben auch keinen Raum für Prophylaxe. Eine „vorbeugende“ Gabe eines Homöopathikums an einen Gesunden ohne akut „verstimmte geistige Lebenskraft“ MUSS in die Hose gehen, denn damit macht man eine „homöopathische Arzneimittelprüfung“ (die ja, glaubt man Hahnemann, eine ziemlich gefährliche Sache sein kann …).
Es ist schlicht kein Raum für Vorbeugung in der homöopathischen Lehre. Und zwar nicht wegen irgendwelcher Nebensächlichkeiten in Hahnemanns Thesen, sondern wegen ganz zentraler Postulate.
Soll man tatsächlich glauben, dass an einer Universitätsklinik derzeit auf Steuerzahlerkosten mit ziemlichem Aufwand in einer Studie genau das versucht wird – eine homöopathische Prophylaxe? Konzipiert und geleitet nicht vom Heilpraktiker um die Ecke, sondern von hochmögenden Homöopathen und akademischen Klinikern?
Das ist leider wirklich so.
Und übrigens, was tun die vielen Menschen, die Homöopathie tief überzeugt damit verteidigen, sie nähmen seit x Jahren Homöopathie und seien „noch nie krank gewesen“? Richtig – sie liefern eine klare Widerlegung der Homöopathie … Es ist zwar schön, nie krank gewesen zu sein, aber das hat nichts mit „vorbeugender“ Homöopathie zu tun. Und so selten ist es durchaus nicht, bis auf Lappalien nie krank gewesen zu sein – allerdings bringt das auch mit sich, dass man sich vielleicht gar nicht vorstellen kann, wie es ist, eine schwere ernsthafte Erkrankung zu erleben. Also: Froh sein, dass man einen Treffer in der genetischen Lotterie gezogen hat und das nicht der Homöopathie zurechnen!