Homöopathie allerorten – es kann alles nicht mehr wahr sein…
Liebe Leserinnen und Leser,
in jüngster Zeit hat das Susannchen-Team mal ein wenig beobachtet, was so alles im regionalen Bereich, in Stadt, Landkreis und Gemeinde, in Sachen Pseudomedizin, insbesondere Homöopathie, so offeriert wird. Ein erstes Fazit: Dieser Blick in regionale Veröffentlichungen, Print wie online, hat sich „gelohnt“. Nicht, dass wir uns darüber freuen würden …
Rundum wird zu Vorträgen über Homöopathie eingeladen, vorzugsweise in Gemeindesäle, Familientreffs und – Volkshochschulen. Es offerieren Heilpraktiker die einfache Anwendung von Globuli bei alltäglichen Beschwerden jeder Art zum Wohle der ganzen Familie, allen Ernstes wird „Homöopathie für Säuglinge und Kleinkinder“ zum Thema ganzer Infoabende erhoben, Heilpraktiker und gar Fachärzte (!) treten mit dem Anspruch auf, durchaus ernste Erkrankungen komplementär / homöopathisch behandeln zu können. Gemeindeverwaltungen und Kirchengemeinden, sogar namhafte Organisationen wie der Kinderschutzbund oder pro familia öffnen bereitwillig ihre Türen und verschaffen -ob nun in gutem Glauben oder nicht- der Pseudomedizin dadurch zusätzliches Renommée.
All das lässt uns einigermaßen ratlos zurück. Natürlich ist es eine Illusion, hier in allen oder auch nur in einer nennenswerten Zahl von Fällen direkt intervenieren zu wollen. Aber es ist im Grunde nichts weniger als eine Katastrophe – zurückzuführen auf Unwissenheit und Gutgläubigkeit (denn häufig sind solche scheinbar gemeinnützigen Veranstaltungen nichts anderes als Werbeplattformen für den örtlichen Pseudomediziner, ohne dass dies den Gastgebern ausreichend bewusst ist) und vor allem auf das positive Image der Homöopathie. Aufklärung tut also nach wie vor mehr als Not!
Wir freuen uns über Sie, liebe Leserinnen und Leser, Ihr kritisches Interesse an unseren Informationen und auch darüber, wenn Sie ein wenig Mundpropaganda für Susannchen betreiben. Aber wir wissen auch, dass erst dann auf breiter Front mit einer kritischeren Haltung gegenüber der Homöopathie gerechnet werden kann, wenn – endlich – der gesetzliche Schutzzaun um sie fällt, wenn ihr der Status als Arzneimittel ebenso genommen wird wie das Privileg, keinen Wirkungsnachweis erbringen zu müssen. Und auch, wenn die Krankenkassen endlich Vernunft annehmen und nicht mehr wider besseres Wissen Erstattungen für Homöopathie als Marketinginstrument einsetzen. Das ist und bleibt das Ziel des Informationsnetzwerks Homöopathie, wozu wir mit Susannchens Infos gern weiter beitragen wollen.
Es bleibt aber noch ein Wunsch zu erfüllen. Max, Susannchens schlauer Bruder, hat uns über die Schulter geschaut, als wir uns so durch regionale Blätter und Webseiten gewühlt haben. Und da ist ihm etwas aufgefallen, wozu er sich gern zu Wort melden möchte. Also dann, Max, bitte sehr:
Endlich bin ich auch mal dran!
Ich lese ja sehr gern Artikel, die Wissenschaft für Kinder erklären. So was finde ich toll und wichtig. Jetzt habe ich aber einen Artikel in der Badischen Zeitung gefunden, wo ein netter Herr Kindern „Homöopathie erklären“ will. Und was der da schreibt, das hat mir nicht so gefallen. Und ich verstehe auch nicht recht, was Kinder denn nun daraus lernen sollen. Dort steht:
Wenn man krank ist, bekommt man Medizin – ein Saft gegen Fieber zum Beispiel. Darin sind Stoffe, die das Fieber bekämpfen. Homöopathische Mittel funktionieren anders. Ob sie wirken, ist umstritten.
Nein, homöopathische Mittel funktionieren nicht anders, sie funktionieren NICHT. Und ob sie wirken, ist nicht umstritten (wieso das da überhaupt steht, nachdem vorher schon was von „funktionieren anders“ gesagt wird, verstehe ich eh nicht). Die Leute, die Homöopathie verkaufen wollen, behaupten, das sei umstritten. Aber das stimmt nicht. Es ist klar, dass sie nicht wirken. Weil jeder Beweis dafür fehlt.
Und weiter heißt es:
Natürlich will man die Patienten nicht noch kränker machen, darum werden die Wirkstoffe in homöopathischen Arzneien sehr, sehr verdünnt. Homöopathen glauben, dass eine Krankheit so verschwindet. Einen wissenschaftlichen Beweis gibt es dafür bisher aber nicht. Kritiker sagen, dass in homöopathischen Mitteln so wenige Wirkstoffe drin sind, dass der Körper sie gar nicht bemerkt. Deswegen wollen diese Leute nicht, dass man Homöopathie als Medizin betrachtet.
Ja, was ist denn nun eigentlich? Das sagt doch alles und nichts. Was ich wirklich nicht gut finde: Dass bei einer Erklärgeschichte für Kinder das Wort „Glauben“ verwendet wird! Und -ich hab‘s an Klassenkameraden getestet- das kommt nicht so rüber, dass Homöopathie nix ist. Das kommt so rüber, als ob man es „noch“ nicht genau wüsste und es Leute gibt, die anderen da was Gutes vorenthalten wollen!
Nee, so nicht, bitte!
Jetzt werdet ihr vielleicht sagen, der Max, der ist aber ganz schön eingebildet, dass er meint, dem Herrn von der Zeitung widersprechen zu können und alles besser zu wissen. Aber das ist nicht so. Ich will mit dem Herrn nicht über Meinungen streiten. Ich finde nur, dass man gerade uns Kindern besser ganz klar erzählen sollte, was die ganze weltweite Wissenschaft, nach vielen Prüfungen und Untersuchungen, zur Homöopathie sagt: Nämlich dass die keine eigenen Wirkungen beweisen konnte (nie! In 200 Jahren nicht!) und dass man darauf auch gar nicht setzen kann. Denn was die Homöopathie behauptet, ist oft das Gegenteil von dem, was uns die Wissenschaft bewiesen hat und was jeden Tag funktioniert. Susannchen und ich wissen das, es ist nicht so schwer, das zu verstehen und an die Infos dazu zu kommen!
Ich würde mir wünschen, dass der Herr in der Zeitung sich zu klaren Sachen auch klar ausdrückt, vor allem, wenn er Kindern etwas Wichtiges erklären will. Alles andere ist eben keine Erklärung! Vielleicht kann er sich einfach mal auf Susannchens Seiten schlau machen. Und ich denke, wir schicken das hier mal der BZ und dem netten Herrn, der den Text geschrieben hat, damit sie sowas in Zukunft besser machen können.
Euer Max
Vielen Dank, Max! Da hoffen wir mal das Beste…