Dr. Steffis Sprechstunde – Heute: Weihnachtskekse für Bello?
Wir freuen uns sehr! Tierärztin Dr. Stefanie Handl wird in loser Folge für unsere Webseite wissenschaftsbasierte Tipps zur Tiergesundheit und allem drumherum aufschreiben. Das ist auch dringend nötig, denn oft genug haben wir darauf hingewiesen, welchen Umfang Pseudomedizin und Scharlatanerie rund um die Tiergesundheit haben.
Bei uns bekommt sie dafür ihre eigene Kolumne: Doktor Steffis Sprechstunde! Aber keine lange Vorrede – hier kommt der erste Beitrag:
Zu Weihnachten wird geschlemmt und genascht – und da fällt für unsere vierbeinigen Freunde auch das eine oder andere ab, sei es absichtlich oder unabsichtlich. Doch sind „Menschen-Kekse“ für Hunde nicht ungesund?
Nun, wirklich gefährlich kann Hunden Schokolade werden, besonders solche mit hohem Kakaoanteil, wie Kochschokolade oder Kuvertüre. Zucker ist für Hunde übrigens nicht schädlich, er verursacht keine Karies (bekommen Hunde nur ganz selten) und führt auch nicht zu Diabetes.
Abgesehen davon sind Kekse und Süßigkeiten vor allem kalorienreich, das kann besonders bei kleinen Hunden rasch zu einem „Speckgürtel“ anwachsen.
Natürlich muss Naschen und Belohnen hin und wieder erlaubt sein! Doch wer zu kalorienärmeren Alternativen greift, muss sich (und den Hund) später nicht durch eine Diät quälen. Besonders kalorienarme Leckerbissen sind Obst und Gemüse. Hier darf fast alles verwendet werden, was auch wir Menschen essen, wie Möhren, Rüben, Gurken, Zucchini, Paprika, Äpfel, Beeren… Tabu sind Weintrauben und alles, was mit Zwiebel, Knoblauch, Lauch oder Schnittlauch gewürzt wurde. Geeignet sind außerdem ohne Fett gebackene Kartoffelchips, fettarmer Käse (wie Quargel/Klosterkäse) oder gekochte Nudeln. Eine einfache Rechnung: Je kleiner die Bissen sind, desto mehr kann man geben – für den Hund zählt, DASS er belohnt wird, nicht wie groß das Stück ist.
Ein praktischer und extrem kalorienarmer Trick ist ein leerer Deoroller, den man mit stark verdünntem Futter, Suppe oder Saft füllt – der Hund darf zur Belohnung daran schlecken, bekommt den leckeren Geschmack, aber so gut wie keine Kalorien. Leere Deoroller gibt es im Kosmetikzubehör, man kann sie zerlegen, auswaschen und wiederverwenden. Diese Methode eignet sich auch für sehr nervöse Hunde, die in Stresssituation keine Futterbelohnungen annehmen (z.B. zu Silvester).
Übrigens: Ist es draußen kalt und dunkel, kann man Hunde auch in der Wohnung zu Bewegung animieren, sie lieben Such- oder Denkspiele!
________________________
Tipp: Suchen Sie rechtzeitig vor den Feiertagen Anschrift und Nummer der nächsten Tierklinik mit Notdienst heraus!
Denn: Häufige Notfälle in der Weihnachtszeit sind neben einem „verdorbenen Magen“ leider immer wieder verschluckter Christbaumschmuck, Haken, Lametta (besonders beliebt bei Katzen!) und Knochen von der Weihnachtsgans. Also – aufgepasst!
Ihre
Doktor Steffi!
Dr. Steffi ist Tierärztin in Wien. Nachdem sie 10 Jahre lang als Wissenschaftlerin an der Vetmeduni gearbeitet hatte, betreibt sie nun eine private Praxis. Ihr Spezialgebiet ist Ernährung & Diätetik. Als Mitglied der „Gesellschaft für kritisches Denken“ (Wiener Ortsgruppe der GWUP) engagiert sie sich in der Aufklärung über Ernährungsmythen und Alternativmedizin.
Und wir liefern noch einen Nachtrag (21.12.2018). Dr. Steffi schreibt uns:
Auf meinen Beitrag zum Thema „Weihnachtskekse“ bekamen wir einige Hinweise, dass der Zuckerersatz Xylit, mit dem man auch Backen kann, für Hunde giftig ist – das ist absolut richtig. Auch wenn ich selbst nicht auf die Idee käme, den Kaloriengehalt meiner Weihnachtskekse zu verringern (man will schließlich davon zehren in der kalten Jahreszeit…) haben mir Kolleginnen und Kollegen berichteten, dass sie schon Vergiftungen durch Kekse oder Kuchen mit Xylit hatten.
Xylit (auch: Xylitol) ist kein „künstlicher Süßstoff“, sondern kommt in verschiedenen Gemüsesorten, Früchten und Bäumen vor (deswegen auch „Birkenzucker“). Er hat die selbe Süßkraft wie Haushaltszucker, aber weniger als die Hälfte an Kalorien, deswegen wird er für Diabetiker oder in der „gesunden Küche“ für Kekse, Brot und Kuchen verwendet. Es gibt sogar homöopathische Globuli aus Xylit!
Da Xylit bei Menschen Karies vorbeugt und einen kühlenden Effekt auf der Zunge hat, wird es außerdem schon lange in Zahnpasta, Kaugummi und Lutschpastillen eingesetzt.
Im Gegensatz zum Menschen und zur Katze führt Xylit beim Hund zur Ausschüttung von Insulin, dadurch wird der Blutzuckerspiegel gesenkt. Da aber kein „echter Zucker“ kommt, sinkt der Blutzuckerspiegel unter den normalen Bereich ab – und das ist lebensgefährlich! Zusätzlich wurde nach Aufnahme von Xylit Leberversagen beobachtet, was ebenfalls zum Tod führen kann.
Wenn Sie beobachtet oder nur den Verdacht haben, Ihr Hund könnte etwas mit Xylit gefressen haben, gehen Sie so rasch wie möglich zum Tierarzt! Versuchen sie NICHT, dem Hund etwas einzuflößen – er könnte sich verschlucken. Stattdessen können Sie Sirup oder Honig auf die Lefzen oder das Zahnfleisch schmieren, so wird der Zucker direkt ins Blut aufgenommen.
Bewahren Sie Lebensmittel, die nicht für den Hund bestimmt sind, immer gut verwahrt auf!
Ihre
Dr. Steffi!