Apis mellifica – Was tut die Biene in den Globuli?
Natürlich nichts mehr, sie ist ja tot, und außerdem ist höchstwahrscheinlich gar nichts mehr von ihr drin.
Eines der homöopathischen Mittel, die derzeit wieder Hochkonjunktur haben und ohne das viele Eltern weder zum Spielplatz noch ins Freibad gehen, ist „Apis mellifica“. Das bedeutet „Honigbiene“. (Eigentlich heißt sie Apis mellifera, dass die Homöopathie oft veraltete und damit irreführende wissenschaftliche Bezeichnungen verwendet, ist eine Sache für sich.) Laut häufig gehörter Empfehlung sind diese Globuli dem Kind zu verabreichen, wenn es von einem Insekt gestochen wurde. Oder Schwellungen zeigt wie nach einem solchen Stich. Oder Rötungen, Sonnenbrand oder … die Liste ist lang.
Üblicherweise sollen dem Kind sofort 5 Kügelchen und danach stündlich ein weiteres gegeben werden. Wozu man vielleicht wissen sollte, dass Herr Hahnemann, Begründer der Homöopathie, durchaus darauf bestand, dass stets nur eine einzige Mittelgabe erfolgen solle…
Wie kommt denn die Biene in die Globuli?
Dazu gibt es zwei gebräuchliche Verfahren: Entweder wird die kleine Summerin zusammen mit Milchzucker in einem Mörser zerrieben und dann in ein Wasser-Alkohol-Gemisch gegeben oder sie landet gleich in einer Alkohollösung. So wie sie ist, ganz und gar. Man erzeugt damit eine „Urtinktur“, die immer und immer wieder nach genau festgelegten Abläufen verdünnt und verschüttelt wird, in einem Mengenverhältnis, das so riesengroß ist, dass am Ende meist von dem Tier nichts mehr nachweisbar ist. So, als hätte man es zum Beispiel im Bodensee aufgelöst.
Vom allerletzten Schüttelfläschchen dieses Bodensees soll nun die „geistige Heilkraft“ der (aus -zig Stoffen bestehenden) armen Biene stammen. Von dieser Flüssigkeit wird dann etwas auf eine große Menge Kügelchen aus Rohzucker gesprüht, diese werden getrocknet (wobei die angeblich heilkräftige Lösung auch noch verdunstet!) und in die bekannten braunen Fläschchen gefüllt. Etikett drauf: „Apis mellifica“. Voilà – die Globuli als schnelle Hilfe bei Insektenstichen.
Was wirkt jetzt?
In der Homöopathie gilt „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“. Da bei der Biene das Bienengift zu Schwellungen und Beschwerden führt, müsste man also auch das Bienengift für die Globuli verwenden. Man müsste daher zunächst einmal sicherstellen, dass das Bienchen sich nicht schon kurz vor seinem Ende zur Wehr gesetzt und seinen Vorrat bereits anderweitig verbraucht hat. Nehmen wir der Einfachheit halber an, dass sich dieses Bienengift noch im Hinterleib befand, als das Tier zerrieben oder in Alkohol eingelegt wurde. Kein Homöopath konnte mir erklären, warum man dieses Gift nicht vorher separiert, sondern das ganze Tier verwendet. Es könnte also durchaus sein, dass, wenn bei niedrigen Potenzen noch ein winziges Teilchen Biene in den Globuli nachweisbar sein sollte, dieses eventuell auch vom rechten unteren Hinterbeinchen, vom Fühler oder vom Flügel stammt. Ob das auch gegen die Beschwerden hilft? Die Homöopathen würden das bejahen…
Gehen wir aber davon aus, dass tatsächlich eine Imme verwendet wurde, die ihren Vorrat an Bienengift noch bei sich trug, als sie dem Herstellprozess zugeführt und zur „Urtinktur“ wurde. Warum wird diese Ausgangstinktur nun ständig verdünnt? Lt. Homöopathischer Lehre soll die Wirkung des Bienengiftes sich über das Gedächtnis des Wassers, das zum Verdünnen und Verschütteln verwendet wurde, bei jedem dieser einzelnen Verdünnungsschritte auf wundersame Weise nicht abgeschwächt, sondern sogar verstärkt werden. Hierbei verstärken sich angeblich immer nur die heilsamen Kräfte, die unangenehmen merkwürdigerweise nicht. (Die Wissenschaftler haben heutzutage gesicherte Kenntnisse darüber, dass Wasser kein Gedächtnis hat, wie die Homöopathen dies verstehen, und dass ein Stoff schwächer wird, wenn er verdünnt wird. Das ist aber nicht das einzige, was an der Homöopathie unlogisch ist, deshalb gehen wir an dieser Stelle nicht weiter darauf ein.)
Nur am Ende des Herstellungsprozesses ist dieses Wasser mit den ganzen „Erinnerungen“ und „Informationen“ an die Biene und ihr Gift gar nicht in den Globuli drin. Auf dem Zucker bleibt davon nichts zurück. Zucker hat auch kein Gedächtnis. Was bekommt also das Kind als schnelle Hilfe beim Insektenstich oder einem Sonnenbrand? Ein paar Zuckerkügelchen sofort, und danach stündlich noch eines. Kein wirksames Heilmittel.
Gar nichts wirkt – über Kontexteffekte (Placebo) hinaus
Liebe Eltern und Großeltern, ihr meint es gewiss gut und wollt dem Kind damit helfen. Aber es gibt doch so gute kühlende Gels, die rasch den Schmerz nehmen und die Schwellung im Griff halten. Wäre das nicht viel hilfreicher und schmerzlindernder für das gestochene Kind als nur etwas Zucker als Placebo?
Und, ganz egal, was in den verschiedenen Elternforen empfohlen wird: Wenn das Kind einen allergischen Ausschlag oder gar Atemprobleme zeigt – bitte nicht selbst daran herumdoktern, auf jeden Fall letzteres ist ein Fall für den Rettungsdienst! Also gleich 112 anrufen – in Zeiten des Smartphones glücklicherweise auch unterwegs kein Problem mehr. Da hilft auch kein Hausmittelchen, das ansonsten mal gute Dienste tut.
Wie die Herstellung genau vor sich geht – und wieviele Globulifläschchen mit einer einzigen Honigbiene gefüllt werden können, bzw. wie das mit anderen zum Teil dubiosen Ausgangssubstanzen gehandhabt wird, wird in diesem Blogartikel erklärt: http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2045
Susanne Aust
Bildnachweis: Für das INH zur Verfügung gestellt (privat)
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