Die kopfstehende Welt der Homöopathie – Der Magnetstab
Arzneimittelbild für „Südpol des Magnetstabes“ nach Hahnemann (Auszug):
„Missmuth, Unlust zur Arbeit und Aergerlichkeit.“
Aus dem Symptomenverzeichnis der „Reinen Arzneimittellehre“.
Hahnemann legte aufgrund seiner „Arzneimittelprüfung“ für den „Südpol des Magnetstabes“ insgesamt 387 Symptome im Arzneimittelbild fest, für den „Nordpol des Magnetstabes“ dazu noch einmal 459 und für „Magnes artificales“, den ganzen Magnetstab, noch einmal 397. Also eine Unmenge an „Symptomen“ (eher Lebensäußerungen ohne Krankheitswert), die er umgekehrt durch den Einsatz des „Magnetstabes“ homöopathisch zu kurieren gedachte.
Wobei er als Prüf- und Arzneimittel nicht etwa pulverisierten Magneten nahm, wie man denken könnte. Nein, es reichte ihm Berühren oder Überstreichen mit dem Magneten bzw. einem seiner Pole. Die Sache mit dem Magneten will er als Beweis dafür sehen, dass seine Methode mit materiellen Wirkweisen nichts zu tun habe. Er schimpft dort auf die „sich weise dünkenden Atomisten“, die damals schon darauf bestanden, dass es ohne ein materielles Agens nicht gehen könne:
„Atomist! dich für weise in deiner Beschränktheit dünkender Atomist! sage an, welcher wägbare Magnettheil drang da in den Körper, um jene, oft ungeheuern Veränderungen in seinem Befinden zu veranstalten? Ist ein Centilliontel eines Grans (ein Gran-Bruch, welcher 600 Ziffern zum Nenner hat) nicht noch unendlich zu schwer für den ganz unwägbaren Theil, für die Art Geist, der aus dem Magnetstabe in diesen lebenden Körper einfloss?“ – schrieb Hahnemann in der „Reinen Arzneimittellehre“. „Die Wirkung einer mässigen Gabe Magnetkraft reicht über 10 Tage“, befand er kurz und bündig.
Hahnemann war tief beeindruckt von Franz Anton Mesmer, dem damals weithin berühmten „Magnetiseur“, einem Meister der Suggestion und Autosuggestion, der verblüffendste Erfolge erzielte (und dem wir schon in unseren Artikeln zur Akupunktur begegnet sind). Sein „animalischer Magnetismus“ spielte natürlich nicht die geringste Rolle bei seinen „Heilungen“, Mesmer ist auch heute noch ein dankbares Forschungsobjekt auf dem Feld der Suggestion und der Konditionierung. Seine Methode wurde dann in Paris von einer Kommission unter Leitung von Benjamin Franklin und Antoine Lavoisier durch einen „Blindtest“ entzaubert – ganz einfach dadurch, dass man für die Abwesenheit des Meisters – und damit der Show – sorgte und dann die Prüfungen mit dem Magneten durchführte.
Hahnemann hielt die „Heilkraft des Magneten“ allerdings Zeit seines Lebens geradezu für einen Beweis einer Wirksamkeit eines allerkleinsten nichtmateriellen Agens. Was vielen Homöopathen irgendwie heute peinlich zu sein scheint, sie reden darüber so gut wie nie. Kein Wunder, würden sie doch damit ihre ganze „homöopathische Grundlagenforschung“ zur „materiellen Wirkung“ hoher Potenzierungen als konträr zu Hahnemann entlarven…
Und wundern wir uns nach alledem noch über die Vielzahl der heute gängigen sogenannten „Imponderablilien“, also der „Urstoffe“ von Homöopathika, die weder dem Pflanzen-, noch dem Tier-, noch dem Mineralienreich zuzuordnen sind – wie Röntgenstrahlung, Mondlicht, Radioaktivität, Strahlung schwarzer Löcher und noch viel mehr? Nein. Ersichtlich hat Hahnemann selbst schon damit begonnen…