Homöopathische Impfung – garantiert wirkungslos!
Schon mal gesehen, was Google unter dem Suchbegriff „homöopathische Impfung“ ausspuckt? Nein? Ach, das wollt ihr gar nicht wissen…
So mancher Homöopath hat das „homöopathische Impfen“ im Programm, sogar für Tiere. Eine völlige Verirrung im Dschungel der Pseudomedizin, wie wir zeigen werden. Deshalb schon mal gleich der Spoiler: Bloß die Finger davon lassen!
Kann es homöopathische Impfungen überhaupt geben?
Manchmal heißt es, nichts passt besser mit der Homöopathie zusammen als die Impfung, weil es ja das Ähnlichkeitsprinzip gebe, das Similia similibus curentur, Ähnliches möge Ähnliches heilen. Genau das sei doch auch die Grundlage der Impfung!
Leider Quatsch. Die Impfung „heilt“ ja nicht. Sie ist Krankheitsvorbeugung, Prophylaxe. Das aber kommt in Hahnemanns Homöopathie nicht vor – weil es gar nicht vorkommen kann. Denn die Homöopathie will ja eine „verstimmte Lebenskraft“ wieder in Ordnung bringen. Dazu muss aber erst einmal eine solche da sein, also eine akute Krankheit vorliegen – und da ja Gesunde geimpft werden, passt das einfach nicht.
Das ist schon mal das Hauptargument gegen homöopathisches Impfen – und das ergibt sich unmittelbar aus Hahnemanns Gedankengebäude selbst. Eine „fehlende innere Konsistenz“ nennt man das, einen Widerspruch in der eigenen Lehre.
Und noch was. Hahnemann leugnete strikt das Vorkommen von Krankheiten, die „immer auf ziemlich gleiche Art wieder erscheinen“ (Paragraf 54 des Organon). Darauf beruht die „individuelle Therapie“, mit der die Homöopathen so viel hermachen. So. Und nun soll mal jemand erklären, wie man gegen Krankheiten impfen soll, die NICHT „immer auf ziemlich gleiche Art wieder erscheinen“ …
Moderne Impfung – missverstanden
Es ist schon sehr unreflektiert, die moderne Schutzimpfung mit dem Ähnlichkeitsprinzip in Verbindung zu bringen. Denn der Impfstoff, das Vakzin, das nach Ansicht impfender Homöopathen „das Similium“, also das Ähnliche, sein soll – das schützt ja gar nicht selbst. Es löst eine Antikörperreaktion aus, die dem Immunsystem dazu dient, sich die Merkmale des Krankheitserregers „abzuspeichern“. Erst die Produktion der Antikörper aus den Informationen dieser „Bibliothek“ sind später das, was der Krankheit entgegenwirkt.
Nosoden und die Isopathie
Homöopathische „Impfungen“ passieren mit sogenannten Nosoden (griech. nosos = Krankheit), durchweg auch in Form von Globuli zum Einnehmen. Der Begriff stammt von dem Homöopathen Constantin Hering (1800 –1880). Er meinte, es sei eine gute Idee, Körperstoffe, die durch die Krankheit erzeugt werden (also allerlei Ekliges) im homöopathischen Sinne zu verwenden, also potenziert. Und so stellte er 1830 als erstes aus Krätzeeiter das Psorinum her (gibts heute noch als Standardmittel in den homöopathischen Repertorien). Funktionierte leider nicht so richtig… Trotzdem werden heute die Nosoden nach der Heringschen Idee zum „homöopathischen Impfen“ verwendet.
Ein Tierarzt namens Johann Joseph Wilhelm Lux (1773–1849) postulierte für seine Nosoden“therapie“ (eigentlich folgerichtig) das Prinzip „Aequalia aequalibus curentur“ – Gleiches möge durch Gleiches geheilt werden. Was ja nun etwas anderes ist als die „Ähnlichkeit“ bei Hahnemann. Was dann auch zu heftigen Debatten führte, ob es nun Homöopathie sei oder nicht und wenn nicht, was davon zu halten sei. Eine Ungereimtheit mehr. Nebenbei: Lux‘ angebliche Heilerfolge an Tieren konnten bedauerlicherweise nicht reproduziert werden…
Hahnemann seinerseits sympathisierte zeitweilig mit den Nosoden, verwarf sie aber in der 6. Auflage seines Organon mit starken Worten:
„Dies Heilen-Wollen durch eine ganz gleiche Krankheits-Potenz (per idem) widerspricht allem gesunden Menschenverstande und daher auch aller Erfahrung.“ (§ 56 Organon, 6. Auflage).
Damit hätte die Sache eigentlich erledigt sein müssen mit Nosoden und „homöopathischen Impfungen“. Aber die Sache war schon längst ein Selbstläufer geworden, und die Sache mit der Logik in der Homöopathie… Falsch lagen sie alle, ob Homöopathen oder Isopathen. Beide Grundideen haben sich in derpharmazeutischen Forschung als völlig haltlos erwiesen. Ähnlichkeit und Gleichheit sind Dinge, die die menschliche Wahrnehmung hervorbringt, keine, die objektiv vorhanden und womöglich in der Natur extra für den Menschen eingebaut sind. Das wissen wir heute sicher.
Und trotzdem gibt es noch heute „homöopathische Impfungen“ mit den Heringschen Nosoden.
Was sagt die Wissenschaft?
Tatsächlich hat die wissenschaftliche Forschung sich auch mit den Behauptungen zur Wirksamkeit von „homöopathischen Impfungen“ befasst. Lassen wir mal die Seltsamkeiten beiseite und konzentrieren uns auf eine Studie, die vom Ansatz her Sinn macht. Nämlich dadurch, dass man vergleichend den Antikörperstatus im Blut feststellte.
EIne Arbeit aus dem Jahre 2018 [1] untersuchte auf diese Weise 150 Probanden in drei Gruppen: solche, die in der Kindheit durchgeimpft worden waren, solche, die eine „homöopathische“ Impfung erhalten hatten, und eine letzte Gruppe, die keinerlei Impfungen bekommen hatte. Und was kam raus?
„Homöopathische Impfstoffe lösen keine Antikörperreaktionen aus und erzeugen eine Reaktion, die der von Placebo ähnlich ist. Im Gegensatz dazu bieten herkömmliche Impfstoffe bei den meisten Geimpften eine robuste Antikörperreaktion.“
Wie sollte es auch anders sein?
Kurz ab macht es eine Arbeit von kanadischen Wissenschaftlern, die damit ausdrücklich den pseudomedizinischen Versprechungen zu homöopathischen Impfungen in ihrem Land entgegentreten wollten. Der Titel der Arbeit ist selbsterklärend: „Nosoden sind kein Ersatz für Impfungen“. [2]
Nein – Homöopathie und Impfung gehören nicht zusammen. Nicht im entferntesten.
BItte nicht „homöopathischen Impfungen“ vertrauen, die heute sogar für Tropenkrankheiten offeriert werden. Man bekommt das homöopathische „Nichts“ statt einer Immunisierung – was höchst fatal enden kann. Und „homöopathische Ausleitungen“ oder „Behandlungen“ von „Impfbeschwerden“ mit „Impfnosoden“ (aus potenzierten Impfstoffen!) sind wirkungslos und überflüssig. Das Gewese um all das ist leider auch noch allzu oft mit Impfgegner-Gedankengut verwoben.
[1] Loeb et al :A randomized, blinded, placebo-controlled trial comparing antibody responses to homeopathic and conventional vaccines in university students. PMID: 30352746 DOI: 10.1016/ j.vaccine. 2018.08.082)
[2] (Rieder MJ, Robinson JL, ‚Nosodes‘ are no substitutes for vaccines, Paediatr Child Health. 2015 May; 20(4): 219–220. doi: 10.1093/pch/20.4.219)Eine ausführliche Version dieses Beitrages mit noch mehr Details findet sich auf der Webseite des Informationsnetzwerks Homöopathie.
Bildnachweis: Heather Hazzan, SELF Magazine
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